Internationale Wochen gegen Rassismus 2025 – Eine Stellungnahme
Wo stehen wir?
Der Wahlkampf 2025 war gekennzeichnet durch eine verschärfte Migrationsdebatte mit Forderungen nach Abschiebungen und Ausgrenzungen. Das weitere Erstarken rechtsextremer politischer Kräfte in Parlamenten geht einher mit der Ausbreitung von gewaltbereiten rechten Netzwerken und Vorfeldorganisationen, die Themen wie Migration und Flucht benutzen, um Ängste zu schüren und die Gesellschaft zu spalten. Die AfD fordert ungehemmt die „Remigration“ von Menschen, die sie als „Nicht-Deutsche“ stigmatisiert. Zunehmend übernehmen auch die demokratischen Parteien rassistische Parolen. Während rechtsextreme und rassistische Parteien im Rahmen der Parteienförderung finanziert werden, werden demokratische und zivilgesellschaftliche Organisationen und Bewegungen als politisch einseitig und staatlich alimentiert denunziert. Gleichzeitig werden Förderungen ihrer Arbeit eher reduziert als ausgeweitet.
Was für Jahrzehnte im demokratischen Deutschland undenkbar war, wird denkbar: dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Hautfarbe verfolgt und aus ihrer Heimat vertrieben werden können. Auch weiterhin prägt struktureller Rassismus den Alltag von Menschen mit Migrationshintergrund, Schwarzen Menschen und Geflüchteten.
Die Omas gegen rechts sind eine zivilgesellschaftliche Bewegung von unten, die sich für den Schutz aller Menschen einsetzt. Alle in Deutschland lebenden Menschen haben die gleichen Rechte, die Anerkennung kultureller Vielfalt ist die Voraussetzung für ein demokratisches Miteinander. Die Menschenrechte gelten universal, die Würde jedes Menschen ist unantastbar. Unsere Demokratie wird nur Bestand haben, wenn diese Grundsätze der Leitfaden der Politik und des öffentlichen Lebens sind.
Rassismus – Angst als Einfallstor
Wenn die Angst vor dem Fremden in Hass umschlägt
Abschottung und Fremdenfeindlichkeit haben in der aktuellen gesellschaftlichen Situation Hochkonjunktur. Das ersehnte „Weiter wie gehabt“ ist angesichts von Ressourcenknappheit, multiplen gesellschaftlichen Herausforderungen und diversen existentiellen Krisen nicht mehr umsetzbar. Abschottung gegen Fremdes erscheint stabilisierend.
Dabei ist „Fremdenangst“ letztlich die Angst um sich selbst. Eine Angst um den Verlust von Identität, Gemeinschaft und Wohlstand. Wird diese Angst nicht bewusst reflektiert und folgend politisch instrumentalisiert, wird sie durch Übertragung auf ein geeignetes Feindbild zu Hass. Hass ist mehr als nur ein Gefühl. Hass wird genährt, verhindert klares Denken und kann als eigene oder gesellschaftliche Haltung vererbt werden und sich so manifestieren.
Diejenigen, die diese Angst populistisch nutzen, verfolgen eigene machtpolitische Interessen. Angst auf der einen Seite und Machtinteressen auf der anderen gehen Hand in Hand und nutzen gezielt Fremdenhass und Rassismus mit unterschiedlichen Motiven.
Um gesellschaftlich Verantwortung übernehmen zu können und wirksam zu sein, ist eine Enttabuisierung von Angst wesentlich. Die Fähigkeit sich die Erlaubnis zu geben, die eigene Angst wahrzunehmen und Verständnis für sie zu entwickeln entlastet und macht handlungsfähig. Durch den darüber verminderten Widerstand und Bewusstheit wird ein offener Diskurs erst möglich. Nur so kann Missbrauch verhindert werden, der Fremdenhass und Rassismus als Lösung anbietet. Nur so können realistische Lösungen gesucht und erarbeitet werden.
Statt Hoffnungslosigkeit und Angst in Hass und Abgrenzung zu übertragen, ist es unabdingbar zu realisieren, dass es große gesellschaftliche Veränderungsprozesse anstehen, die es zu bewältigen gibt. Über das WIE sollte gesprochen werden. Das geht nur gemeinsam.
Die Omas gegen Rechts laden zum Dialog ein. Sie treten für einen friedlichen, bestmöglichen Umgang mit anstehenden Transformationsprozessen und den Zumutungen unserer Zeit ein. Sie wenden sich dabei klar gegen Hass und Hetze. Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar.
Marianne Zepp / Nora Pauli