Zum 80. Jahrestag der Befreiung
Das Denkmal für 96 von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete erinnert seit 1992 an die Abgeordneten der Weimarer Republik, die zwischen der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gewaltsam zu Tode kamen oder an den Folgen ihrer Inhaftierung starben.
Die OMAS GEGEN RECHTS Berlin erinnern am 8. Mai um 12:00 Uhr an dieser Stelle vor dem Bundestag an die Ermordeten.



Ansprache: Marianne Zepp
Warum haben wir heute das Ende des Krieges und der NS-Herrschaft erinnert, indem wir an die Anfänge erinnert haben? Weil Erinnerung auch immer etwas mit unserer Gegenwart zu tun hat.
Die von uns ausgewählten und vorgestellten Lebenswege führen uns vor Augen, wie schnell Demokratien sterben können. Wir sollten uns allerdings hüten, schlichte Parallelen zum Niedergang der Weimarer Republik zu ziehen. Es war eine andere Zeit, die Republik war von Anfang an belastet und durch die Wirtschaftskrisen geschüttelt. Und vor allem unterscheidet uns heute das Wissen, wohin es führen kann. Wir sind die Nachgeborenen, die vor Augen haben, was kommen kann. Das Denkmal erinnert daran, dass man Nazis nicht einhegen kann, dass man niemals erlauben darf, dass sie auch nur in die Nähe der Macht kommen oder sie ausüben können. Hier lässt sich beobachten, wie eine Gesellschaft ihre demokratischen Abwehrkräfte verlor, Wie Rebellen und Ganoven zu Helden avancieren, wie Thomas Mann bereits 1930 schrieb.
Die Mischung zwischen Gier, Neid, die Angst davor, dass die Welt sich sozial und politisch verändert, diverser wird und nicht zuletzt das Ansteigen des Hasses auf Frauen führt zu einer explosiven Mischung von Regression, Hass, Verachtung und Gewalt. „Entschlossenheitsvergötzung“ (Jens Bisky) im Umgang mit wehrlosen Minderheiten, die zum Hauptproblem dieser Gesellschaft hochpolemisiert werden, während rechte Gewalt heruntergespielt wird. Wohin sie bereits jetzt führt. Erinnert sei nur an die Ermordung von Walter Lübcke.
Das Bündnis zwischen Nationalisten, alten Eliten und faschistischen Kampfverbänden hat die Weimarer Republik in den Untergang getrieben. Das sollte uns hellhörig machen bei Normalisierungsversuchen aus konservativen Kreisen s. Jens Spahn und Konsorten. Bösartige Angriffe gegen die Zivilgesellschaft, die wieder und wieder die Brandmauer festigen wollen, mobilisieren eher unsere Kräfte.
Die Eingruppierung der AfD als verfassungsfeindliche Partei hat die Debatte um ein Parteienverbot neue Nahrung gegeben. Wir fordern dies schon eine Zeitlang und haben die Abgeordneten, die sich dafür einsetzen, unterstützt. Sie brauchen weiterhin unsere Unterstützung, denn ohne Zivilgesellschaft kann keine Demokratie funktionieren.
Auch in Zukunft wird uns nichts davon abhalten, für Solidarität, Mitmenschlichkeit, den Rechtsstaat und die Demokratie zu kämpfen. Dafür wollen wir ein Zeichen setzen.
Denn nie wieder ist jetzt!

Wer waren diese Menschen, was war ihr Schicksal? Anhand von ausgewählten Biografien zeigen wir exemplarisch das Leid der damals Verfolgten. Mit dieser Würdigung wollen wir in unseren Kampf gegen das Vergessen ein öffentliches Zeichen setzen.
- Franziska Kessel
- Clara Bohm-Schuch
- Lotte Zinke
- Eduard Hamm
- Helene Fleischer
- Johanna Tesch
- Julius Leber
- Franz Petrich
- Michael Schnabrich
- Ludwig Marum
Mehr Gedanken zum 8. Mai
Erinnerung und Identität – „Wer sind wir und wo wollen wir hin?“ „Das Unbehagen an der Erinnerungskultur“. Ein Essay zum Gedenken an das Ende des 2. Weltkrieges am 8. Mai 1945
von Nora Pauli
Erinnerung und Politik. Zum 8. Mai 2025
von Marianne Zepp

In Memoriam Margot Friedländer, die unser aller Vorbild sein sollte (1921-2025)