„Lüge als Staatsprinzip“ – Eine Lesung
Am 28. Mai 2025 hat die Stadtteilgruppe Südwest zur Vorstellung eines ganz besonderen Buches mit dem Titel „Lüge als Staatsprinzip“ ins Hertha-Müller-Haus eingeladen. Als Bruno Frank (13.6.1887 Stuttgart-20.6.1945 Beverly Hills) im Sommer 1939 diesen Text schrieb, lebte er im kalifornischen Exil als Nachbar von Thomas Mann, mit dem er gut befreundet war. Franks Schrift sollte Teil eine Schriftenreihe werden, mit der Thomas Mann und andere Exilschriftsteller die Deutschen in der Heimat aufklären und warnen sollten. Es sollten Mahnungen sein, das Schlimmste zu verhindern: den Krieg. Aber mit dem Überfall auf Polen am 1. Sept. 1939 schuf Hitler Fakten. Franks ‚Lüge als Staatsprinzip‘ wurde nicht publiziert und der Text geriet in Vergessenheit.


85 Jahre später entdeckte Peter Graf vom Verlag Das kulturelle Gedächtnis den Text in einem Münchner Literatur-Archiv. Gemeinsam mit Tobias Roth wurde der heute wieder brandaktuelle Text veröffentlicht, ergänzt um einige Briefe Thomas Manns und andere Texte.
Das ansprechend und recht aufwändig hergestellte Büchlein ist 2024 im Berliner Verlag das Kulturelle Gedächtnis veröffentlicht worden und im Februar 2025 vom ‚Darmstädter Förderkreis Kultur‘ zum Buch des Monats gewählt worden. Es sei „eine literarische Kostbarkeit abseits des viel begangenen literarischen Marktes“, so die Jury.
Tobias Roth, einer der Herausgeber, hat einige Passagen des Buches mit Verve gelesen und ist dabei auf ein äußerst aufmerksames Publikum gestoßen. Sein Verleger-Kollege Wolfgang Hörner, der ebenfalls gekommen war, hat von den Freiheiten, aber auch von den Schwierigkeiten verlegerischer Arbeit gesprochen. Kleinen Verlagen, die nicht unbedingt Bestseller herausbringen, fehlen oft die finanziellen Mittel, so dass erst einmal mit viel Herzblut gearbeitet wird.
Der Büchertisch wurde von Beate Swoboda vom Verlag das kulturelle Gedächtnis betreut. Auch sie arbeitet ehrenamtlich. Der Name des Verlags ist Programm: Hier wird in der Vergangenheit nach Antworten auf Fragen gesucht, die uns heute umtreiben.
Aus dem Publikum kamen viele Fragen, die vom lebhaften Interesse am Thema zeugten.
Von Uta L.