AfD am Tierpark ertrinkt im Krach
Kiezversammlung Lichtenberg:
Am Freitag Abend, dem 7. Juni 2024, haben mehr als 200 Menschen gegen den Wahlkampfabschluss der AfD am U-Bhf Tierpark demonstriert. Mit Trillerpfeifen, Tröten und Sprechchören wurde schon der Aufbau der AfD-Kundgebung aus einer Entfernung von 50 Metern mit Krach eingedeckt. Auch besonders kreative Lärmmöglichkeiten wie Blockflöten oder eine spontane Karaoke-Anlage wurden genutzt.
Mit dabei waren sichtbar die VVN-BdA, antifaschistische Gruppen, Gewerkschaften (GEW, EVG), verschiedene Parteien (Tierschutzpartei, SPD, Linke, Volt), deren Jugendoganisationen (JUSOS, Grüne Jugend) und die OMAS GEGEN RECHTS. Am Mikrofon hielten sich die Parteien dankenswerterweise zurück, dafür konnte Irmela Mensah-Schramm, der Initiatorin der Kampagne “Hass Vernichtet”, für einen Redebeitrag gewonnen werden.
Die Forderung nach einem Verbot der AfD wurde mit Applaus begrüßt, das Transparent dazu partei- und strömungsübergreifen in die Höhe gehalten. Der überwiegende Teil der Protestierenden kam aus den Plattenbauten drumherum – unorganisiert, aber mit klarer Haltung gegen die AfD.
Besonders viele junge Leute waren vor Ort, angeblich erreicht die AfD diese ja so erfolgreich über Tiktok. Es gab eine Menge an selbstgebastelten Schildern. Und die meisten haben die vollen drei Stunden durchgehalten und den Lärmpegel mit guter Laune halten können. Das hat Mut gemacht. Vor allem, weil bei der AfD so gar keine Stimmung aufkam.
Die Partei hatte deutlich weniger als 100 Anhänger*innen und bezahltes Personal vor die eigene Bühne mobilisieren können. Den Ordnerdienst hat zu großen Teilen der Lichtenberger Bezirksverband gestellt. Die Junge Alternative hatte einen Infotisch und ein paar Jungs haben eine unmotivierte Choreo mit Deutschlandfahnen versucht. Gesprochen haben die angekündigten Beatrix von Storch, David Eckert, Alexander Sell, Hans-Christoph Berndt, Mary Khan-Hohloch und zum Schluss Kristin Brinker. Allesamt entweder auf aussichtslosen Plätzen für die Wahl oder nur als Team B der AfD-Prominenz vor Ort. Moderiert wurde von Alexander Bertram. Was erzählt wurde, konnte niemand verstehen – es ging unter in
dem Getröte. Am Rand provoziert hat der EX-NPDler und ProDeutschland Anhänger Stephan Böhlke und einige rechte Möchtegern-Influencer. Im Publikum der AfD gesichtet wurde auch der Rechtsterrorist Henryk Wurzel.
Die Polizei hatte weiträumig Gitter am Heinrich-Dathe-Platz aufgestellt, den Wochenmarkt schon zwei Stunden vorher beendet und auch den Weg von der U-Bahn so eingegittert, dass es eigentlich keine andere Wahl gab, als sich dem Sicherheitskonzept zu fügen. Die beiden organisierten Anreisetreffpunkte mit 10 und 20 Personen waren trotzdem gut, um da nicht individuell reinzustolpern. Zum Schluss kam es noch zu einer unnötigen Festnahme.
Für die kurzfrisitige Mobilisierung von einer Woche war das Ergebnis gut. Als hilfreich hat sich ergeben, direkt im Kiez viel zu plakatieren und zu flyern. Allerdings können wir nicht zufrieden sein, da es sich
immerhin um den Wahlkampfabschluss gehandelt hat. Während am Samstag wieder Tausende gegen den Rechtsruck im Regierungsviertel auf die Straßen gehen, ist die direkte Auseinandersetzung mit den
Protagonist*innen dieses Rechtsrucks weiterhin nicht beliebt. Die großen Organisationen schaffen es gerade mal, einige Delegierte zu schicken, statt die eigenen Mitglieder zu mobilisieren. Diese Konfliktscheue wird uns in Zukunft, wenn die AfD noch mehr Ämter und Positionen übernimmt,
noch schwer zu schaffen machen. Für den Kiez rund um den Tierpark war der Protest ein gutes Signal – Widerspruch ist möglich – laut, wild und mit allen Generationen.