Stolperstein Putzaktion
Zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen, haben die OMAS GEGEN RECHTS.Berlin, Stadtteilgruppe Nord, am 18. Oktober in Alt-Tegel Stolpersteine geputzt. Genau an diesem Tag vor 82 Jahren, am 18. Oktober 1941, begann die Deportation der Berliner Jüdinnen und Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager. So trafen sich etwa 20 OMAS, ein Vertreter der Stolperstein-AG Reinickendorf, die Diskreminierungsbeauftragte des Bezirks Reinickendorf sowie Vertreter des Bündnisses Reinickendorf Aktiv für Demokratie und Vielfalt am Nachmittag am Schinkelbrunnen in Alt-Tegel. Nach einigen Eröffnungsworten vom OMA Renate, die erklärte, dass das Stolperstein-Putzen gerade in diesen Zeiten nötig ist, wo Antisemitismus wieder täglich sichtbar ist auf unseren Straßen und Plätzen, ging es los. Zwei Polizisten begleiteten den kleinen Zug – aus Sicherheit, wie ein Beamter erklärte, wegen der derzeitigen Sicherheitslage aufgrund des Krieges in Israel und Palästina. Eine OMA zog den Bollerwagen mit Putzzeug, der Lautsprecheranlage und den Rosen, die an jedem geputzten Stolperstein ablegt werden sollten.
In einem etwa fünf Kilometer langen Rundgang durch Tegel wurden in den kommenden zwei Stunden etwa 20 Stolpersteine geputzt. Einige hatten es bitter nötig, waren offensichtlich lange – vielleicht noch nie – geputzt worden: Das Messing war dunkel angelaufen und es musste heftig geschrubbt werden, um es wieder zum Glänzen zu bringen. Während der Putzaktion las OMA Renate den Namen und Daten des Menschen vor, der an der Adresse gewohnt und dem mit dem Stein gedacht wurde. Zu einigen gab es allerdings außer dem Namen und dem Geburts- und Sterbedatum nichts zu verlesen, da sie in der Heilanstalt Obrawalde gestorben oder ermordet worden waren. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden n der in Pommern gelegenen Anstalt mehrere tausend Menschen entweder direkt nach ihrer Ankunft oder durch Zwangsarbeit getötet. In Obrawalder starb 1944 auch Hermann Krauss, dessen Stolperstein an der Adresse Alt-Tegel 44-46 als erstes geputzt wurde.
Es folgte das Putzen und Gedenken an Bernhard Lichtenberg am Medebacher Weg 15. Der katholische Seelsorger, ab 1932 Dompfarrer an der St.-Hedwigs-kathedrale in Mitte, war den Nazis schon früh ein Dorn im Auge, weil er 1931 für den Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ nach dem gleichnamigen Buch von Erich Maria Remarque aufgerufen hatte. Er setzte sich öffentlich für Verfolgte ein und wurde so selbst von den Nationalsozialisten verfolgt. 1942 wurde er zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, anschließend sollte er ins KZ Dachau verbracht werden, starb jedoch auf dem Transport.
Besonders aufwändig war die Putzaktion am Borsigturm, wo der 13 Männer der Gruppe Mannhart mit Stolpersteinen gedacht wird, die aufgrund ihres Widerstandes gegen die nationalsozialistische Zwangsherrschaft Opfer des Naziterrors wurden. Die Mannhart-Gruppe, gegründet vom Heiligenseer Arzt Dr. Max Klesse, klärte mit Flugblättern in Betrieben über die Greueltaten der Nazis auf und rief zum Sturz des Regimes und zur Beendigung des Kriees auf. Sie bildete Widerstandsgruppen in Betrieben, die größte bei bei Rheinmetall-Borsig in Tegel, das ab 1935 ein reiner Rüstungsbetrieb geworden war, in dem auch viele Zwangsarbeiter schuften mussten. Vermutlich wegen eines Spitzels flog ein Teil der Gruppe 1943 auf, 1944 wurden 13 Männer verhaftet, sechs wurden zum Tode verurteilt, die anderen zu Haftstrafen und starben in der Folgezeit an Krankheiten und Entkräftung.